Die Idee der Skeptischen Gesellschaft ist es, sachliche Debatten ohne Denkverbote und persönliche Diffamierungen zu führen. Dazu werden wir unter dem Zusatz „Die steile These“ Artikel veröffentlichen in denen wir provokante, kontroverse und oft polarisierende Themen und Thesen zur Diskussion stellen. Unser Ziel ist es, durch den Austausch unterschiedlicher Meinungen und Perspektiven ein tieferes Verständnis komplexer Fragen zu fördern, um uns „emporirren“ zu können.
Der jüngst veröffentlichte Artikel „Von der revolutionären Wachsamkeit“ von Michael Scholz wurde an verschiedenen Stellen wegen seiner provokanten Vergleiche zum Stalinismus kritisiert. Durch den Zusatz „Die steile These“ möchten wir entstandene Missverständnisse ausräumen und weiteren vorbeugen, indem wir mehr Kontext zu Artikeln dieser Reihe liefern.
Axel Ebert hat bereits einen kritischen Kommentar verfasst, den wir an dieser Stelle wiedergeben und gleichzeitig ins Forum zur weiteren Diskussion stellen. Lasst uns gemeinsam eine Plattform schaffen, auf der Ideen respektvoll und konstruktiv diskutiert werden können, selbst – oder gerade dann, wenn sie provozieren. Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme und auf die vielen unterschiedlichen Meinungen, die zur Bereicherung unseres gemeinsamen Verständnisses beitragen werden.
von Axel Ebert (07.03.2024)
Mir gefällt das Leitbild der Skeptischen Gesellschaft mit ihrem Aufruf zu einer wertschätzenden und konstruktiven Haltung. Daher verstehe ich nicht, dass in diesem Beitrag Wokeness als „krypto-stalinistische Bewegung“ bezeichnet wird. Wird die Geschichtsschreibung das in Zukunft wirklich so bewerten? Werden Millionen im Woke-Gulag gestorben sein? Mein Eindruck: Diese Form der pauschalisierenden Dramatisierung ist gerade bei sensiblen gesellschaftspolitischen Themen nicht konstruktiv und vergiftet die notwendige Diskussion.
Natürlich kann man sich solche Stalin-Argumente irgendwie herleiten – genauso wie man Woke-kritische Aussagen zu „Alt-Right Narrativen“ hochstilisieren kann. Aber diese Übertreibungen drängen die jeweils andere Seite in eine radikale Ecke, die einem nur als stereotypes Feindbild gefallen kann.
Nun könnte man andererseits sagen: „Das Stalinismus-Branding ist doch nur eine pointierte, zugespitzte Formulierung“. In anderen Zusammenhängen könnte ich mich damit anfreunden. Aber in diesem Artikel wird Diffamierung und das „Aufzwingen perfider Narrative“ angeprangert. Da konterkarieren eigene „perfide Narrative“ die im Artikel beschriebene diskussionswürdige Kritik an woken Denkmustern. Schade.
Interessanterweise sind es gerade die radikalen Übertreibungen mancher Woken, die mittlerweile in der Woke-Community selbst kritisiert werden, siehe z.B. die Podcast-Folge „Toxic Wokeness“ von Sascha Lobo. Plädiere dafür, sich daran ein Beispiel zu nehmen und auch in diesem Forum über argumentative Abrüstung nachzudenken. Vielleicht lässt sich eine Balance finden, die es erlaubt, kritische Punkte sachlich klar und respektvoll anzusprechen. Ohne den Griff in den argumentativen Giftschrank.