Edzard Ernst, Emeritus Professor der University of Exeter, steht seit Jahrzehnten für wissenschaftliche Integrität und ist eine Schlüsselfigur in der kritischen Auseinandersetzung mit der Alternativen Medizin. Er war langjähriges Mitglied im Wissenschaftsrat der GWUP und hat vor einigen Tagen seinen Austritt aus der GWUP bekanntgegeben. Vorangegangen waren Vorwürfe, Edzard Ernst habe antisemitische Inhalte in sozialen Netzwerken geteilt.

Der Kampf gegen Antisemitismus ist eine wichtige und notwendige Aufgabe für alle, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzen. Wir als Skeptische Gesellschaft verurteilen Antisemitismus auf das Schärfste und setzen uns für die universellen Rechte und die Würde aller Menschen ein. Unsere Ablehnung von Antisemitismus ist klar und unmissverständlich, gestützt auf die Überzeugung, dass Vorurteile und Hass keinen Platz in einer aufgeklärten Gesellschaft haben. Gleichzeitig betonen wir die Notwendigkeit einer präzisen und bedachten Herangehensweise im Umgang mit Anschuldigungen dieser Art, um die Integrität des Diskurses zu wahren und ungerechtfertigten Schaden zu vermeiden.

Der Vorwurf des Antisemitismus darf jedoch nicht leichtfertig erhoben werden. Er muss auf soliden Beweisen und einer fairen Prüfung der Fakten beruhen. Er darf nicht dazu dienen, legitime Meinungsäußerungen oder Kritik zu unterdrücken. Deshalb möchten wir Edzard Ernst an dieser Stelle die Möglichkeit bieten, sich zu äußern und seine Sichtweise darzustellen. Wir hoffen, dass das dazu beiträgt, dass sich unsere Leser selbst ein Bild machen und sich eine eigene Meinung bilden zu können.

Wir laden gleichzeitig zu einer offenen und sachlichen Diskussion in unserem Forum ein.

von Prof. Dr. Edzard Ernst (02.02.2024)

Vor zwei Tagen (29.02.2024) habe ich die GWUP verlassen. Das hat viele Fragen aufgeworfen – auch solche, die meine Handlungen kritisch hinterfragen. Ich denke, dass ich vielen Skeptikern Erklärungen schuldig bin. Die folgenden sieben Klarstellungen sind mein Versuch zumindest einige Fragen zu beantworten.

  1. Klarstellung: Antisemitismus Beschuldigung. Der Vorwurf ist völlig absurd! Der erste Retweet, den Bartoschek ins Feld führt,1 ist meiner Meinung nach nicht antisemitisch. Ich habe Tausende Tweets gepostet, sehr viele davon sind das Gegenteil von antisemitisch und jeder, der will, kann sich davon überzeugen.
  2. Klarstellung: Der zweite Retweet, den Bartoschek nennt, ist bei mir nicht auffindbar. Keine Ahnung wer ihn wo gefunden hat! Ich kann mich an den Text nicht erinnern (wohl aber an die Grafik) und habe auch gewiss nichts gelöscht, wie vermutet wurde. Falls mich hier dennoch eine Schuld trifft, so kann ich nur um Verzeihung bitten.
  3. Klarstellung: „Peer-review publications“ von Hirsch, Hümmler, Bartoschek. Nachdem ich ein lähmend langes Video2 dieser Herren gesehen hatte, kamen mir Zweifel, ob man sie wirklich als Wissenschaftler einstufen kann. Daher meine legitime Frage. Die Antwort scheint weitgehend negativ auszufallen.
  4. Klarstellung: Bartoschek behauptet „Prof. Ernst steht auf Seiten der ,Anti-Woken‘“. 1 Ich habe jedoch wiederholt betont, dass ich von „woke“ sowie „anti-woke“ überhaupt nichts halte.
  5. Klarstellung: Herr Hirsch ist nach eigenen Aussagen2 von Hümmler offiziell beauftragt, als „social media manager“ der GWUP zu fungieren. Dass er in dieser Rolle unter dem Pseudonym „Endgegner der Kommentarspalten“ ständig aggressiven Unsinn verbreitet, ist meines Erachtens unstatthaft.
  6. Klarstellung: Ich habe in den letzten Tagen nicht den Eindruck gewonnen, dass die derzeitige Spaltung der GWUP primär ideologischer Natur ist (hier liegen die Standpunkte gar nicht so weit auseinander), sondern glaube, dass es sich eher um einen reichlich lächerlichen Machtkampf auf ganz persönlicher Ebene handelt.
  7. Klarstellung: Ich bin aus der GWUP ausgetreten, weil ich meine Arbeit derzeit besser ohne sie bewältigen kann, weil mir der momentane Umgangston innerhalb der GWUP unakzeptabel erscheint, weil die GWUP derzeit ihre Mitgliederbeiträge (rund 200.000 Euro pro Jahr) nicht in sinnvolle Leistungen umsetzt, weil die derzeitige GWUP-„Elite“ (wie ich die drei o.g. Herrn ironisch benannt habe) weder aus echten Skeptikern noch aus wirklichen Wissenschaftlern besteht, und weil ich fürchte, dass es nach der Mitgliederversammlung im Mai nur noch schlimmer wird. Dennoch hoffe ich, dass ich Unrecht habe und die GWUP im Mai wie ein Phoenix aus der Asche steigt. In diesem Fall würde ich meinen Austritt natürlich erneut kritisch überdenken.

Fußnoten

1. Prof. Edzard Ernst teilt antisemitische Inhalte – Nachfrage dazu empfindet er als Erpressung! (Ruhrbarone)

2. Nach Hümmler-Putsch: Wie woke ist der Kulturkampf in der GWUP und was darf man überhaupt noch sagen? (youtube.com)