Rouven Schäfer
Beisitzer

Kurzvita

Geboren in Jerusalem, in Berlin aufgewachsenen, lebt in Köln. Studium der Wirtschaftswissenschaften (Hochschule für Wirtschaft und Recht (ehemals FHW) in Berlin mit Personal im Schwerpunkt), Erwachsenenbildung (TU Kaiserslautern) und Psychologie als Nebenfach an der FU-Berlin mit den Schwerpunkten Sozialpsychologie, Eignungsdiagnostik/Arbeits- und Organisationspsychologie. Beruf: Personalleiter.

Skeptische Vita

  • 1997 in die GWUP eingetreten.
  • Praktika in den USA bei der Skeptics Society.
  • Seit 2000 im Vorstand der GWUP.
  • Ex-Regionalgruppenleiter Berlin und Köln.
  • SkepKon-Programmkommittee.

Mit welcher Motivation und welchen Erwartungen bist Du in die GWUP eingetreten?

In den 1990er Jahren war es viel schwieriger als heute, an skeptische und unabhängige Informationen zu gelangen. Ich war begeistert von dem unabhängigen Geist und dem konsequent wissenschaftlichen und kritischen Denken, das ich erleben durfte. Meine Motivation war es, Menschen zu treffen, die ähnlich denken und die Dinge mit wissenschaftlichen Methoden und den Instrumenten des kritischen Denkens auf den Grund gehen wollen. Zudem habe ich wirklich beeindruckende und kompetente Persönlichkeiten kennengelernt. Unsere Gesellschaft benötigt eine unabhängige Bewegung, die einen Beitrag zu einer aufgeklärten und reflektierten Gesellschaft leistet. Hier wollte ich damals einen Beitrag dazu leisten, dass die Bewegung wächst.

Was bringst Du für Deine Rolle im Vorstand mit?

Die GWUP befindet sich in einer tiefgreifenden Krise und muss ihren Kompass neu justieren. Ich schätze Veränderungen und beabsichtige, mein umfassendes Organisationswissen, das ich in fast drei Jahrzehnten bei der GWUP, davon 24 Jahre im Vorstand, gesammelt habe, einzusetzen, um die GWUP zukunftsfähig zu gestalten. Als Personalleiter kann ich der GWUP wertvolle Impulse und Fachkenntnisse in den Bereichen Organisationsentwicklung, Führung und Management bieten.

Wie beurteilst Du den aktuellen Konflikt?

Dafür möchte ich den Fokus auf die Vermittlung unserer Kernwerte und des skeptischen Mindsets legen, insbesondere für neue Mitglieder. Ein Verein ist keine in sich geschlossene Gruppe, in der alle dieselben Ansichten teilen müssen. Sie ist auch kein Fanclub von einzelnen prominenten Akteuren der skeptischen Szene. Es ist vielmehr entscheidend, dass wir Toleranz gegenüber anderen Perspektiven üben und Phänomene nüchtern betrachten, auch wenn sie unseren persönlichen Vorlieben und Werten widersprechen mögen. Die teils rücksichtslose Kommunikation innerhalb des Vereins hat mich tief getroffen, und obwohl wir diese nicht vollständig eliminieren können, ist es essenziell, die Werte und Normen der GWUP deutlich zu artikulieren. Alle Mitglieder sollten diese teilen oder zumindest respektieren. Diese Werte dürfen zwar nicht statisch sein, sollten aber als Leitlinien für unsere Reaktionen auf neue Themen und Konflikte dienen. Ich wünsche mir auch mehr Transparenz. Vorstand und Wissenschaftsrat sollten Sitzungsprotokolle teilen – ausgenommen Vertrauliches. Die Mitglieder sollten Feedback äußern, und alle GWUP-Gremien müssen das Recht haben, alle Mitglieder zu kontaktieren, wenn dies notwendig ist. Ich sehe die GWUP als einen Ort, an dem alle, die unsere Ziele und den Zweck unserer Satzung teilen, willkommen sind. Niemand aus der „Holm-Bubble“ muss aus meiner Sicht austreten. Wir müssen aber wieder eine Balance im Umgang miteinander finden und die gelebte Intoleranz unter dem Deckmantel des „Anstands“ überwinden. Zur effektiveren Lösung zukünftiger Konflikte wäre es zudem sinnvoll, eine Kommission oder einen Ombudsmann in die Satzung aufzunehmen sowie ein Management-Team, das die Sache im Fokus hat. Fürs Erste sollten die Mitglieder nur mit denen interagieren, mit denen sie sich wohlfühlen, bspw. bei den skeptischen Stammtischen und auf der Mailingliste. Im Netzwerk sollte man Konfrontationen vermeiden. Das ist wie beim Nachbarschaftsstreit: Man geht sich ein bisschen aus dem Weg und einigt sich auf Spielregeln.

Vor welchen Herausforderungen steht die GWUP?

Die potenziellen Risiken, die mir am meisten Sorgen bereiten, sind die immer ausgeklügelteren Fakes insbesondere durch KI und die Ausbreitung von Ideologien und unkritischem Denken im akademischen Umfeld. Eine zentralisierte Reaktion darauf wird zunehmend schwieriger, daher müssen wir mehr Akteure befähigen, auf Basis unserer Satzung und Werte zu handeln, während sie gleichzeitig die Qualität unserer Arbeit hochhalten. Das ist eine enorme Herausforderung. Ein weiteres Risiko ist die Neigung einiger Mitglieder, das Themenspektrum der GWUP einzuschränken, weil es nicht mit ihrer eigenen Identität, ihrer Fangruppe oder ihrem Freundeskreis übereinstimmt, oder weil es von bestimmten Akteuren in den sozialen Medien abgelehnt wird. Diese Tendenz müssen wir durchbrechen. Wir stehen für ein freundliches und sachliches Miteinander, auch in Debatten, in denen die Positionen nicht eindeutig sind. Wir sind respektvoll im Ton und hart in der Sache.