Stefanie Handl
stellv. Vorsitzender
Kurzvita
Geboren und aufgewachsen in Wien, Studium der Veterinärmedizin und Doktorat, 10 Jahre am Institut für Tierernährung der Vetmeduni Wien, Fachtierärztin für Ernährung und Diätetik und Diplomate des European College of Veterinary and Comparative Nutrition. Seit 2012 selbstständig in Wien.
Skeptische Vita
- 2015 in die GWUP und GkD (Gesellschaft für kritisches Denken = Wiener Regionalgruppe) eingetreten.
- Seit 2016 im Vorstand der GkD in verschiedenen Ämtern.
- 2021–2023 im Vorstand der GWUP.
- Vorträge bei SkepKon und Skeptics in the Pub.
- Veröffentlichungen zu Pseudomedizin bei Tieren.
Mit welcher Motivation und welchen Erwartungen bist Du in die GWUP eingetreten?
Als ich 2012 von der Universität in die Praxis wechselte, fiel mir zunehmend auf, wie populär Pseudomedizin in der tierärztlichen Praxis ist und wie wenig die Grundlagen des wissenschaftlichen Denkens, die immerhin die Grundlage jeder medizinischen Diagnose und Behandlung sein sollten, im Bewusstsein der Kolleginnen und Kollegen verankert sind. Zur GkD bzw. GWUP kam ich über das „Goldene Brett vorm Kopf,“ das damals Xavier Naidoo verliehen bekam. Danach begann ich zu den monatlichen Treffen der GkD zu gehen und lernte dort großartige, engagierte Menschen kennen. Damals wurde mir erst klar, wie viel von gängigen Therapien, Diagnosen und Konzepten auf völligem Unfug, sprich: Pseudowissenschaft beruhen, und welche Schäden einzelne Patienten, aber auch die Gesellschaft nehmen können, wenn Entscheidungen auf Emotionen oder Glauben basieren und nicht auf Fakten. Mit einem Verein Gleichgesinnter im Hintergrund fällt es auch viel leichter, Anfeindungen zu ertragen.
Außerdem hatte ich immer schon großen Spaß am wissenschaftlichen Diskurs. In der GWUP gibt es Mitglieder der unterschiedlichsten Disziplinen, aber da wir alle denselben Grundlagen folgen, können wir uns wunderbar austauschen.
Was bringst Du für Deine Rolle im Vorstand mit?
Ich bin seit über 10 Jahren nicht nur in der GWUP, sondern auch in anderen Vereinen tätig und bringe Kenntnisse in Vereinsarbeit mit. Dadurch, und durch meine selbstständige Tätigkeit, habe ich auch viel Erfahrung im Organisieren von Veranstaltungen. Ich habe Freude am Schreiben und auch am Vortragen. Ich habe keine Scheu, meine Meinung zu sagen und zu vertreten. Und ich kann jedes Treffen mit Wissenswertem über Insekten und Spinnen bereichern. ;)
Wie beurteilst Du den aktuellen Konflikt?
Ich war über den so emotional geführten Konflikt überrascht. Es gehört schließlich zu den grundlegenden und wunderbaren Eigenschaften der wissenschaftlichen Methode, völlig neutral zu sein: Wir betrachten ein Argument, eine These, eine Publikation unabhängig von den Personen, die dahinterstehen, deren Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, religiösen und politischen Einstellungen, etc. Um das sicherzustellen, haben sich ja viele Fachjournale dazu entschlossen, den Begutachtungsprozess zu anonymisieren. Und dass alle Menschen gleich sind, „gleich an Würde und Rechten geboren“, wie es in Art. 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt, eint uns seit der Aufklärung. Wir müssen uns in der GWUP wieder konsequent auf die wissenschaftliche Methode besinnen: Jeder ist eingeladen, mitzudiskutieren. Jeder Gedanke, jede Hypothese darf auf den Tisch. Durch den Diskurs, durch das Aufeinanderprallen von Pro- und Contra-Argumenten, können wir herausfinden, was wahr und richtig ist. Für diese Kultur werde ich werben. Wenn wir uns alle darauf besinnen, ist das meines Erachtens die beste Methode der Konfliktbearbeitung und Vorbeugung.
Vor welchen Herausforderungen steht die GWUP?
Große Sorgen bereitet mir die derzeitige Spaltung der GWUP und der Verlust von Streitkultur und sachlicher Diskussion. Es darf nicht sein, dass Menschen, die einen anderen Standpunkt vertreten, niedergemacht und beschimpft werden. Dabei gibt es doch gerade in der Wissenschaft klare Regeln, wann etwas „wahr“, sprich belegbar ist, und wie solche Belege aussehen müssen. Insbesondere Menschen, die sich als Wissenschaftler und Skeptiker sehen, sollten in der Lage sein, ihre eigenen Überzeugungen ständig zu prüfen, ob sie etwas nicht nur deswegen ablehnen, weil es ihrem bisherigen Wissen oder ihren Überzeugungen widerspricht. Außerdem dürfen wir beleidigender Rede, Übergriffen und Mobbing keinen Platz geben. Gerade damit sich alle bei der GWUP wohlfühlen, auch jene, die „ein Päckchen zu tragen haben“, die sich selbst nicht verteidigen oder abgrenzen können.